Über Alpakas

Herkunft und Geschichte der Alpakas

Die Ahnen unser heutigen Kameliden lebten vor mehreren Millionen Jahren in Nordamerika, von wo sie nach Südamerika und Richtung Norden über die Beringstrasse nach Asien und Afrika abwanderten.

 

Aus den heute noch wildlebenden Urformen, den Vikunjas und Guanacos züchteten die Ureinwohner Südamerikas die heute als Alpakas und Lamas bekannten domestizierten Unterarten.  Die Haustierwerdung begann vor über 8000 Jahren und seit etwa 5000 Jahren gibt es alpakas ind der heute bekannten Form, somit gehören sie zu den ältesten Nutztieren der Welt.

 

Lamas stammen hauptsächlich von der größeren der beiden Urformen, dem Guanaco ab. Sie dienten und dienen hauptsächlich als Lastentiere und als Fleischlieferant. Alpakas stammen vom kleineren Vicunja ab,  sie wurden nach Rassen und Farbe getrennt, vor allem ihrer feinen Faser wegen, aber auch zur Ernährung, gehalten. Ihre mit Kaschmir oder Mohair vergleichbare Faser (man spricht bei Alpakas nicht von Wolle, sondern von Edelhaar) galt bereits bei den Inkas als Zeichen des Wohlstandes.

 

Die spanischen Eroberer brachten im 16. Jahrhundert Schafe mit nach Südamerika und wussten den Wert der Alpakas nicht zu schätzen. Ein Großteil des Alpakabestandes wurde von Schafen verdrängt. Ein Teil der Tiere wurde gerettet, weil man sich mit ihnen in ihren heutigen Lebensraum zurückzog, auf das Altiplano, das Hochplateau der peruanischen, chilenischen und bolivianischen Anden.

 

Dort wurden sie jahrhundertelang  von den indigenen Völkern des Hochlandes zur Faser - und Fleischversorgung gehalten, die Zucht hatte aber nicht mehr die Qualität, die zu Zeiten der Hochkultur der Inkas vorhanden war. Zu deren Zeit wurden große Herden mit extrem feiner Faser und in verschiedenen Farbherden exklusiv für die Herrscherfamilien und zu religiösen Zwecken gehalten.

 

Britische Forscher erkannten den Wert des Alpakas als Nutztier zur Gewinnung exzellenter Faser Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Die Zucht von Alpakas erlebte durch die internationale Nachfrage nach ihrer luxuriösen Edelfaser einen Aufschwung. Es wurde wegen der besseren Färbbarkeit dabei ein Schwerpunkt auf die Zucht weißer Tiere gelegt. So sind heute etwa 80% aller Alpakas weiß.

 

Seit etwa 1985 wurde die Ausfuhr von qualitativ hochwertigen Alpakas in andere Länder möglich. Während die Bestände in den Ursprungsländern konstant geblieben sind,  konnte in "neuen" Zuchtländern wie den USA, Kanada, England und vor allem in Australien/Neuseeland ein wachsender Bestand geschaffen werden.

 

In Deutschland nimmt die Zahl der Tiere auch weiterhin zu, inzwischen gibt es hier etwa 30.000 Tiere und es ein weltweit einzigartiges  Herd- und Zuchtbuch mit DNA - Typisierung und Zuchtwertermittlung und somit effektiver Abstammungskontrolle und Nachzuchtbewertung. Dies wird die planvolle Zucht von schönen und gesunden Alpakas erstklassiger Qualität ermöglichen.

 

 

 

Kleiner Einstieg in die Biologie

Alpakas sind Wiederkäuer mit einem dreiteiligen Magen und ernähren sich hauptsächlich von Raufutter, also Gras und Heu. Um eine bedarfsgerechte Versorgung mit Vitaminen, Nähr-und Mineralstoffen zu gewährleisten, sollte, besonders an tragende und laktierende Stuten und Fohlen, zusätzlich spezielles Mineralfutter in an den Bedarf angepasster Menge verfüttert werden. Mineralstoffe als Leckstein oder in Pulverform sollten, wie auch Heu und Wasser, ständig zugänglich sein.

 

Alpakas dürfen kein Getreide, Obst oder Gemüse fressen!

 

In ihren Ursprungsländern werden Alpakas meist nur 5 - 10 Jahre alt. Wegen der besseren Ernährung und tierärztlichen Versorgung, des Fehlens  natürlicher Feinde und weil sie Europa in der Regel nicht gegessen werden, können Alpakas bei uns ein Alter von mehr als 20 Jahren erreichen.

 

Alpakas wiegen zwischen 45 kg und 80 kg und haben eine Schulterhöhe von 80 - 100 cm. Nach einer Tragzeit von ca. 11 1/2 Monaten bekommen Alpakastuten  -normalerweise ohne menschliche Hilfe-  ein Fohlen. Neugeborene Fohlen wiegen ca. 6-8 kg und können ihrer Mutter bereits nach kurzer Zeit folgen. Zwillingsgeburten sind ausgesprochen selten.

 

 

Suris und Huacayas

Es gibt zwei Arten von Alpakas, Suris und Huacayas. Nur ca. 5% der Alpakapopulation sind Suris. Vor allem unterscheiden sie sich durch ihre unterschiedliche Bewollung. Das Haarkleid der Huacayas besteht aus einer feinen Unterwolle mit einem sehr geringem Anteil an Grannenhaaren (Deckhaar). Die marktüblichen Alpakaprodukte bestehen meist aus Huacayafaser. Die Suris tragen ein Glanzkleid aus äußerst weichem Deckhaar. Daraus werden beispielsweise luxuriöse Mäntel mit außergewöhnlichem Glanz gefertigt.

 

Laienhaft gesagt, sehen Huacayas einfach runder und puscheliger aus, Suris dagegen eher wie wandelnde Flokatis. Auch in ihrer Persönlichkeit unterscheiden sie sich, Suris sind meistens temperamentvoller und teilweise auch etwas schreckhafter.

 

 

Faser

Die Feinheit der Faser wird in Micron (1/1000 mm) gemessen und reicht von Royal (unter 19 micron) bis Alpaca (28-30 micron). Stärkere Alpakafaser wird i.d.R.  nicht mehr für die Herstellung von Kleidung genutzt. Die Faser ist bei großer Leichtigkeit dennoch stark und widerstandsfähig und verfügt über einen natürlichen Glanz.  Sie hat durch feinste Lufteinschlüsse eine stark thermoregulierende Wirkung. Auch  fühlt sie sich  auf der Haut getragen sehr weich an und ist durch ihren geringen Lanolin- (Wollfett) Anteil für Allergiker geeignet. Die Faser von Huacayas lässt sich neben der maschinellen Verarbeitung auch besonders gut von Hand verspinnen.  Alpakafaser kommt in 22 natürlichen Farbtönen und über 60 Farbschattierungen vor. Von weiß über verschiedene Beige-, Braun- und Grautöne bis tiefschwarz .

 

 

Haltung

Alpakas sind Herdentiere, daher sollten mindestens zwei, besser jedoch mehr Tiere zusammen gehalten werden. Beobachtet man das Verhalten der Alpakas, so stellt man fest, daß die Herde mit jedem weiteren Tier ruhiger wird und souveräner auftritt. Je größer die Herde, desto wohler fühlen sich die Tiere,  vorausgesetzt ihnen steht genügend Platz zur Verfügung.

 

Alpakas benötigen Bewegung, deshalb muß regelmäßiger Weidegang/Auslauf unbedingt gewährleistet sein. Für die ersten zwei Alpakas rechnet man 1000m2, für jedes weitere Tier dann 100m2 dazu.

 

Dies ist das Mindestmaß für den Auslauf, satt werden die Tiere auf dieser Fläche nicht das ganze Jahr, es müßte zugefüttert werden. Es wird  Offenstallhaltung empfohlen. So können die Tiere selbst wählen, ob sie sich im Stall oder im Freien aufhalten möchten.

 

An den Unterstand/ Stall stellen Alpakas geringe Ansprüche. Als Fläche rechnet man 2 Quadratmeter  pro Tier. Mehr Platz wirkt sich positiv aus.

 

Die Heu-, Wasser- und Mineralfutterstellen sollten so gestaltet sein, dass auch rangniedrige Tiere Zugang erhalten. Heuraufen haben sich bewährt, die Faser der Tiere bleibt weitgehend sauber, sie sind umfangreich mit der Futteraufnahme beschäftigt  und es wird wenig Futter verschwendet. Heu sollte ganzjährig zur Verfügung stehen und eine ausreichende Wasserversorgung muss auch selbstverständlich sein.

Alpakas dürfen kein Getreide, Obst oder Gemüse fressen!

 

Von einer gemeinsamen Haltung von Hengsten und Stuten ist abzuraten, außer man führt einen Hengst der Stutenherde zum Decken zu.

 

Erst nach dem Absetzen der Fohlen von der Mutter sollte der Mensch mit ersten Übungen beim jungen Alpaka beginnen, vorher ist die Alpakaherde zuständig für Erziehung. Zu frühe Beschäftigung insbesondere mit männlichen Fohlen lassen dem Alpaka Menschen als Artgenossen erscheinen und es wird später mit den Menschen die Rangordnung auskämpfen wollen. Im schlimmsten Fall können so  aus vom Menschen "verwöhnten" Fohlen,  durch Fehlprägung unbeabsichtigt Tiere mit schweren Verhaltensstörungen,  sogenannte Berserker, entstehen.

 

 

Verhalten

Spucken ist eine natürliche Verhaltensweise von Alpakas innerhalb der Herde.

 

Sie setzen es ein, um die Rangordnung festzulegen und Jungtiere zu erziehen. Bereits gedeckte, tragende Stuten signalisieren einem sich in eindeutiger Absicht  nähernden Hengst so -wiederum  eindeutig- ihr Desinteresse. Menschen werden selten angespuckt, entweder ist man dann gerade in die "Schußlinie" zwischen zwei Alpakas geraten, oder das Tier war wirklich extrem "genervt".

 

Alpakas verständigen sich durch Körpersprache, verschiedene Summlaute und  seltener durch Warnschreie. Sie eignen sich gut als Haus- und Familientiere, sehr neugierig und einfühlsam,  wählen sie aber ähnlich wie Katzen die Intensität der Begegnung selbst und ziehen sich zurück, wenn es ihnen zu viel wird.

 

Sie mögen Berührungen am Kopf meist nicht und sind trotz ihres "niedlichen" Aussehens keine Kuscheltiere. Einige Alpakas sind aber, -nach entsprechender Ausbildung-, sehr gut geeignet für tiergestützte Therapie.

 

Mit Alpakatherapie können, insbesondere bei Kindern, ganz erstaunliche Erfolge erzielt werden.

 

 

Nutzen der Alpakahaltung

Warum werden in Deutschland seit einigen Jahren Alpakas gehalten und gezüchtet?

 

Alpakas produzieren die (neben Vicunja und Guanaco) weltweit hochwertigste Naturfaser. Diese Faser ist extrem weich, haltbar und langlebig und es besteht ein zunehmender Bedarf, der auf absehbare Zeit nicht gedeckt werden kann.

 

Alpakas sind freundliche, ruhige Haustiere, ideal geeignet als hochelegante `Rasenmäher´ Grünlandflächen zu pflegen.

 

Alpakas sind für tiergestützte Aktivitäten bzw. Therapie ideal geeignet:

  ...durch ihr `niedliches´Aussehen mit den großen Augen  und dem puscheligen Fell lösen sie erstmal  Sympathie aus (Kindchenschema).

 

  ...durch ihre geringe Größe und ihr ruhiges, wenig aufdringliches Verhalten verbunden mit ihrer großen Neugierde  kann man sich in Ruhe auf sie einstellen und sie lösen praktisch keine Ängste aus.

 

  ...sie beißen nicht und schlagen nur in Ausnahmefällen, können also kaum ernsthaft verletzen.

 

  ...mit ein wenig Training lassen sie sich leicht(!) am Halfter führen und sie genießen diese Ausflüge (besonders wenn es unterwegs etwas Gras abzurupfen gibt)

 

  ...auch anspruchsvollere Aufgaben, wie die Bewältigung eines Hindernisparcours sind möglich.

 

  ...ruhige, gelassene Tiere scheinen ähnlich wie Delphine Alphawellen auszusenden und üben so eine sehr entspannende Wirkung auch auf Menschen in ihrer Umgebung aus.

Casandra
Drei Alpakas
Fabio